Kosten einer Lobau-Autobahn

Die von der Asfinag – seit Jahren immer auf gleicher Höhe – angegebenen Gesamtkosten
von 1,9 Milliarden Euro für eine Lobau-Autobahn erscheinen uns mehr als unrealistisch. Scheinbar auch der Asfinag selbst, denn sie haben sie seit kurzem überhaupt von ihrer eine Lobau-Autobahn betreffenden Homepageseite entfernt. Unabhängige Experten versichern uns, dass bis zu einer Fertigstellung 3 – 4,5 Milliarden herauskommen würden.

Laut ihrer Homepage muss sich die Asfinag jetzt schon um 2.220 Kilometer Autobahnen und Schnellstrassen, mit derzeit 165 Tunnel in Betrieb, kümmern. Mehr als vier Milliarden Euro behauptet die Asfinag auf ihrer Homepage sind seit dem Jahr 2000 in „die Sicherheit“ der österreichischen Autobahntunnel investiert worden.

Neue Autobahnen heißt natürlich auch: Mehr Erhaltungskosten.

Die „Wiener Wirtschaft“ schreibt von einer Baukostensteigerung. Natürlich trifft diese auch die Projekte einer Asfinag, Neubau & Renovierung.

Die "Wiener Wirtschaft" schreibt von einer Baukostensteigerung.
„Wiener Wirtschaft“ Nr. 4 vom 23.1.2020

Zum Vergleich: Kostenexplosion beim Linzer Westring A26:

Die Kosten für die A26-Westring-Autobahn explodieren um über 60 Prozent auf mittlerweile fast 1,2 Milliarden Euro. Seit dem Beginn der Planungen im Jahr 2002 haben sich die Kosten sogar mehr als verfünffacht (Grafik https://www.solidarwerkstatt.at/verkehr/was-haben-luger-und-der-westring-gemeinsam)

Die Kosten für die A26-Westring-Autobahn explodieren um über 60 Prozent auf mittlerweile fast 1,2 Milliarden Euro. Seit dem Beginn der Planungen im Jahr 2002 haben sich die Kosten sogar mehr als verfünffacht (sh. Grafik).

Was könnte man mit diesem Geld nicht Sinnvolles im Verkehr anstellen: Über den Daumen gepeilt könnte man damit

  • die Durchbindung der Mühlkreisbahn zum Hauptbahnhof
  • eine 2. Straßenbahnachse parallel zur Landstraße durch die Gruberstraße
  • die großzügige Attraktivierung der Summerauer-Bahn
  • den Ausbau des Radwegenetzes in und um Linz nach dem Vorbild von Graz zusammen damit finanzieren.

Alternativ könnte man auch allen erwachsenen LinzerInnen die Jahreskarte der Linz-Linien schenken – ein Viertel Jahrhundert lang!

Doch statt endlich in Richtung Umweltfreundlichkeit umzusteuern, wollen Stelzer, Steinkellner und Luger weiter unverdrossen an dieser Monster-Autobahn festhalten. Den Vogel schießt dabei der Linzer Bürgermeister Luger ab: „Wir müssen in diesen sauren Apfel beißen“, teilt uns der Bürgermeister mit, denn „der Tunnel ist die Basis dafür, dass 40.000 Menschen vom Durchzugsverkehr entlastet werden“ (OÖN, 16.6.2023). Damit führt der Bürgermeister die Bevölkerung hinters Licht. Denn wer in die Unterlagen der ASFINAG schaut, sieht dass die ASFINAG prognostiziert, dass die A26 im Vollausbau 30.000 zusätzliche Autofahrten täglich (!) nach Linz schleust. Selbst für die Linzer Innenstadt wird für nur 9% Prozent der Straßenzüge eine Abnahme erwartet, in fast 90% aller Straßenzüge kommt es zu einer Zunahme des Autoverkehrs – und zwar teilweise gewaltig: z.B. im Bahnhofsgebiete gibt es eine Explosion des Autoverkehrs um über 100%.

Allein für Linz würden durch die A26 60 Millionen Euro an Kosten anfallen. In den sauren Apfel beißen freilich nicht der Bürgermeister, sondern die BürgerInnen dieser Stadt, denn diese Millionen fehlen bei der sozialen und ökologischen Infrastruktur in der Stadt.“ Quelle: Solidarwerkstatt

Und gerade eine Lobau-Autobahn soll seit Jahren gleich viel kosten?

Bei ihrer Bilanzpressekonferenz prognostizierte die Asfinag wegen COVID 19 einen Rückgang ihrer Einnahmen. Nicht nur für heuer, sie rechnet auch noch länger darüber hinaus, dass die Verkehrszahlen auf ihren Autobahnen nicht mehr dasselbe Niveau wie 2019 erreichen werden. Wozu fragen wir uns, will man dann weitere Autobahnen bauen? Wer wie eine Asfinag 10,89 Mrd Euro Schulden hat, sollte nicht planen jedes Jahr 1 Mrd. Euro für Neubau auszugeben.

Quelle: Asfinag Präsentation bei der Bilanzpressekonferenz 2020


Ein äußerst aussagekräftiges Statement der Asfinag (Autobahnplaner u. -betreiber), wozu die Asfinag neue Autobahnen bauen will, erklärt DI Thomas Schröfelbauer Projektleiter ASFINAG Bau Management GmbH:

Quelle: Der Student Weber Nikolai hat den Konflikt um die Lobau-Autobahn in seiner Masterarbeit behandelt. Politisch-ökologische Konfliktanalyse des Autobahn- und Tunnelprojekts S1 (‚Lobautunnel‘) 2020. Das angegebene Zitat findet sich auf S 69
Download: http://othes.univie.ac.at/63081/

Vergessen wir nicht: Die Asfinag, deren Nameskürzel für Autobahnen und Schnellstrassen finanzierungs Aktien Gesellschaft steht, ist eine AG. Damit diese mehr Gewinn macht, muss also mehr Verkehr her. Diese AG hat nur einen Aktionär: Den Staat Österreich. Was in einer Asfinag Bilanz allerdings nicht drinnen steht sind die sogenannten Externen Kosten des Verkehrs. Denn die zahlt ja nicht die Asfinag sondern der Steuerzahler.

Das Geschäftsmodell der Asfinag. Je mehr LKWs desto mehr Gewinn…Teletext Meldung von 27.12.2021.

Kostenwahrheit im Verkehr

„Das Zögern beim Klimaschutz beschere Österreich jedes Jahr 15 Milliarden Euro an Verlusten, rechnen Klimaforscher vom Grazer Wegener Center vor.

Klimaschutz ist teuer. So viel ist bekannt. Seit Donnerstag gibt es aber auch Klarheit darüber, was es Österreich kostet, auf Klimaschutz zu verzichten. 15 Milliarden Euro an Verlusten würden 2020 durch den Klimawandel im Land verursacht, so das Ergebnis der „COIN-Studie“ des Grazer Wegener Centers. Zwei Milliarden Euro davon alleine durch Unwetter oder Schädlinge.“ Quelle: Die Presse vom 25.6.2020

Auch die „Metastasen“ des Geschwürs „Lobau-Autobahn“, die ebenfalls geplante „Stadtstrasse Aspern“ und die „S1 Spange Seestadt“ drohen zu einem Fass ohne Boden zu werden wie die Umweltorganisation VIRUS in ihrer Presseaussendung schreibt.

Für die Stadtstrasse fährt die Stadt Wien gerade eine aberwitzig teure Werbekampagne, aber das ist wie wir durch eine Anfrage im Wiener Gemeinderat erfahren erst der Anfang:
„In der fünften Anfrage fragte GR Kilian Stark (Grüne) Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) nach der Höhe des städtischen Werbebudgets der Stadt Wien für die Bewerbung des Straßenbauprojekts „Stadtstraße“. Laut Hanke belaufe sich das Gesamtvolumen für das Projekt auf 460 Millionen Euro. Es sei „normale Vorgangsweise“, bis zu fünf Prozent davon für Kommunikation und Marketing aufzuwenden. Es sei wichtig, ausführlich über das Projekt zu kommunizieren, man achte laut Hanke „auf sachliche Diskussionen und auf Aufklärung“ – die Wienerinnen und Wiener sollen „faktenbasiert erfahren, wie sich die Situation der Stadtstraße derzeit darstellt“. Das bislang für das Projekt aufgewendete Mediavolumen belaufe sich auf 585.000 Euro, das seien 0,1 Prozent des Gesamtvolumens – für Hanke ein „angemessener Prozentsatz“.“ (vergl.: 13.Wiener Gemeinderat)

Kosten S1 Spange Seestadt Aspern

Der Screenshot von der Asfinag Homepage zum Neubauprojekt S1 Spange

Wie realistisch diese Angabe der Asfinag angesichts der Kostenexplosionen bei anderen Bauprojekten ist, ist mehr als fraglich. Sicher ist für uns, dass dieses Geld besser in öffentliche Verkehrsmittel investiert werden sollte.

Wenn die Asfinag mit LKW Maut Geschäfte machen will kommt das der Bevölkerung sehr teuer.

„Das fehlende Verursacherprinzip beim Lkw-Transport kommt dem Transitland Österreich teuer. Allein auf Autobahnen und Schnellstraßen verursachte der Lkw-Verkehr im Vorjahr durch CO2-Ausstoß, Lärm und Luftschadstoffe externe Kosten in der Höhe von über 500 Millionen Euro. Durch verursachergerechte Bepreisung haben Produkte aus der Region mit kürzeren Transportwegen fairere Wettbewerbschancen. Und Investitionen in eine bessere Logistik, um Lkw-Kilometer zu reduzieren, rentieren sich schneller.“ Quelle: VCÖ

Verkehrswissenschaftler der Universität Kassel beantworten die Frage: „Welche Kosten verursachen verschiedene Verkehrsmittel wirklich?“:

Mobilität kostet Geld. Der Betrieb von Fahrzeugen erfordert Energie, verursacht Umweltschäden, setzt Investitionen in den Unterhalt der Verkehrsmittel sowie in die Infrastruktur wie Straßen und Schienen, Ampeln und Signale voraus, und er führt – im schlimmsten Fall – zu Unfällen. Aber Mobilität hat auch einen Ertrag. Verkehrsbetriebe nehmen Fahrgelder ein, und Bewegung hält – zum Beispiel die Radfahrer und Fußgänger – gesund. Bislang aber ist für die Kommunen ziemlich offen, welchen Investitionen in ihre Verkehrssysteme, welcher Ertrag gegenübersteht. Darum stellte der Kasseler Verkehrswissenschaftler Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer jetzt in einem Forschungsprojekt die Frage: „Welche Kosten verursachen verschiedene Verkehrsmittel wirklich?“ und kam zu einer klaren Antwort: Der Radverkehr erhält die geringsten Zuschüsse. Der PKW-Verkehr in einer deutschen Großstadt kostet die öffentliche Hand und die Allgemeinheit etwa das Dreifache wie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Denn der PKW-Verkehr erfordert zwar durchaus auch – wie der ÖPNV – Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und deren Unterhalt, bringt aber den Kommunen keine unmittelbaren Einnahmen wie der ÖPNV. Das sind aber nur zwei von zahlreichen für Fachleute aufschlussreichen Antworten, die die Autoren der Studie geben.“ Weiterlesen: https://www.unikims.de/blog/autoverkehr-kostet-die-kommunen

Leider haben wir keine vergleichbaren Daten aus Österreich, nehmen aber an, dass es nicht unähnlich ist.