Das Lobau-Forum hat eine sehr lesenswerte Broschüre erstellt die sich mit den notwendigen Bahn, Bus und Bim Projekten in Wien und Umgebung beschäftigt:
„Verkehrsalternativen zu Lobauautobahn und Stadtstraße“
Verkehrskonzepte für einen optimierten öffentlichen Verkehr –
Zusammenschau und Erweiterung bestehender Konzepte
Unter diesem Link kann sie heruntergeladen werden:
Hier ein paar grundsätzliche Überlegungen:
Wichtigste Alternative ist auf jeden Fall immer Verkehrsvermeidung. Das führt zwangsläufig zur Frage: Wozu muss/will jemand mobil sein?
Arbeitswege ..
ließen sich oft vermeiden, wenn mehr aus dem Homeoffice gearbeitet werden könnte, oder mehr Meetings nicht in Persona, sondern online stattfinden würden. Viele Firmen haben durch die Covid 19 Pandemie die Vorteile erkannt und wollen das auch weiterhin (verstärkt) beibehalten.
Für diese Arte des Arbeitens sind leistungsfähige Internetverbindungen notwendig, hier wären staatliche Investition wesentlich besser eingesetzt als für Autobahnbau. Weiters ist in vielen Branchen eine Arbeitszeitverkürzung längst überfällig. Auch hier ließen sich Arbeitswege einsparen, wenn an weniger Tagen in der Woche zur Arbeit gefahren werden muss. In diesem Sinne sollte man auch die Chance erkennen die eine Erhöhung der Löhne im Niedriglohnsegment bewirken könnte. Das, ev. auch ein bedingungsloses Grundeinkommen – würde auch Menschen, die jetzt gezwungen sind, auch sehr weit entfernte Arbeit anzunehmen um ihr finanzielles Überleben zu sichern, ermöglichen Arbeitswege einzusparen.
Wenn mehr Gleitzeit ermöglicht wird, könnten die morgendliche und abendliche Rush hour-Verkehrsspitze sicher verringert werden, wodurch man in vielen Fällen mit der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur das Auslangen finden könnte.
Viele Arbeitswege ließen sich mit dem Fahrrad zurücklegen. Wichtig wäre dafür, dass beim Arbeitsort angekommen, das Fahrrad sicher abgestellt werden kann (idealerweise mit einer Ladestation für E-Bikes) und es eine Dusch- und Umkleidemöglichkeit gibt, damit nicht der Arbeitstag in verschwitztem oder möglicherweise regennassem Gewand verbracht werden muss. „Wie eine Umfrage im Auftrag der Online-Plattform Autoscout24.at ergeben hat, sind 51 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher für mehr Fahrräder und E-Scooter in der Stadt. Jeder Zweite sieht eine positive Entwicklung in dem Fahrradboom.“ Der mit dem Coronavirus-Lockdown ausgebrochene Radfahrboom in Wien hält auch über den Sommer an. Im Juli 2020 wurden rund 1,25 Mio. Radlerinnen und Radler an den 13 Verkehrszählstellen der Stadt registriert. Das bedeutet eine Steigerung um 17,3 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2019 und somit den höchsten Juli-Wert, der je gemessen wurde. In diesem Sinne: Lieber in Radinfrastruktur investieren und Autobahnbau sein lassen! (Quelle: wien.orf.at)
..und Besorgungen
Viele (Zustell-)fahrten ließen sich mit Fahrrad bzw. Lastenrädern bewerkstelligen. Für die Anschaffung von Transporträdern oder E-transporträdern gibt es eine Reihe von Förderungen! Wer glaubt schwere Dinge ließen sich nicht so transportieren irrt: Die Radlobby tritt den Gegenbeweis an und transportiert auch Gasthermen und Waschmaschienen. Zahlreiche PaketzustellerInnen und Logistikunternehmen aber auch Handwerk und Montagefirmen setzen immer mehr auf Lastenräder. Es haben sich auch schon eine Reihe von Lastenradkollektiven gebildet, die diese auch vermieten – um wenig Geld oder sogar kostenlos!
„Mehrere Studien untermauern Schätzungen, dass etwa ein Viertel der Transportfahrten per Lkw in Deutschland per Rad machbar wären – 23 Prozent laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, 25 Prozent nach dem KEP-Spezialisten Cycle Logistics, und 33 Prozent laut der TU Nürnberg. Noch höher fallen die Schätzungen natürlich für die zwei Räder als Ersatz für private Logistikfahrten und Pkw aus. Der Verkehrsclub Österreich bezieht sich hier auf eine Studie des Amts für Umweltschutz in Bern: Ein herkömmlicher Pkw kann ein Volumen von bis zu 400 Litern und ein Gewicht von bis zu 500 Kilo transportieren – ein kleines Lastenrad schafft 100 Liter und 200 Kilo, ein großes sogar 500 Liter und 300 Kilo. Vom Volumen her schneidet das große Lastenrad also sogar besser ab als der Pkw. Dass Kraftfahrzeuge mehr Gewicht schleppen können, ist klar – aber überwiegen nicht trotzdem die Vorteile eines Rads?
Eines der am häufigsten Vorgebrachten Argumente ist der Umweltaspekt. Der lässt sich auch in konkrete Zahlen fassen. Würden in Deutschland 23 Prozent der Transportfahrten auf Cargo Bikes verlegt – und acht bis 23 Prozent ließen sich verlagern –, wären Stickoxide um 450 bis 2.000 Tonnen und Feinstaub um 20 bis 100 Tonnen reduziert. Zusätzlich würde die Alternative 150.000 bis 700.000 Tonnen CO2 einsparen.
Doch welche Fahrten sind das genau, die sich angeblich so leicht auf zwei Räder transferieren ließen? Laut dem VCÖ wären das 77 Prozent der Einkaufsfahrten, die Hälfte aller dienstlichen Fahrten, wie etwa die des Installateurs bei seinen Hausbesuchen, und ein Viertel der Lieferungen.
Dieses Potential für die letzte Meile blieb bisher auch nicht gänzlich ungesehen und ungenutzt.“ aus: https://dispo.cc/a/was-ist-dran-am-lastenrad
„Mikro-Depots als Ausgangspunkte erhöhen das Potenzial von Transportfahrrädern für die innerstädtische Güterverteilung. Wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei das Angebot kostengünstiger geeigneter Flächen oder Immobilien, die das Stadtbild nicht beeinträchtigen.
Je kürzer die Zustelldistanzen, desto wirtschaftlicher gestaltet sich der Einsatz von Transportfahrrädern für die städtische Logistik. Ideal ist ein Zustellgebiet mit nicht mehr als drei Kilometer Radius, wobei auch fünf Kilometer und mehr möglich sind. Um die Potenziale der Fahrradlogistik auszuschöpfen, sind städtische Mikro-Depots oder MicroHubs und City-Hubs, wie sie international auch genannt werden, nötig. Das Mikro-Depot-Konzept mit dem Einsatz von Transportfahrrädern für die „letzte Meile“ im Stadtgebiet erfüllt ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitsziele von Kommunen, Lieferdiensten und Handel in hohem Maße.“ aus: VCÖ
Schulwege
Rund 80 Prozent der Kinder kommen in Österreich zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad in die Schule. Jedes fünfte Kind wird mit dem Auto in die Schule gebracht, berichtet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Pro Schultag seien das zuletzt mehr als 150.000 „Elterntaxis“ gewesen. Das verursache im Umfeld der Schulen oft ein Verkehrschaos und schade zudem den chauffierten Kindern, die so das Verhalten im Straßenverkehr nicht erlernen. (Zahlen aus Kurier). Den Schulweg, bewegungsaktiv zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen zu können, ist für die Gesundheit der Kinder sehr wichtig, betont der VCÖ. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind 71 Prozent der Buben und 84 Prozent der Mädchen in Österreich körperlich zu wenig aktiv. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem, damit mehr Kinder ihre Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen können. Eine wirksame Maßnahme gegen ein Verkehrschaos vor Schulen sind Schulstraßen.
Freizeitwege
Je lebenswerter und abwechslungsreicher die Wohn- und Arbeitsumgebung, desto weniger Bedarf gibt es für Freizeit, Sport und Erholung mit dem Auto weit weg zu fahren. Oft „Ins Grüne“ zu fahren ist dann nicht mehr notwendig, wenn der Genuß von Bäumen, Parks und idealerweise auch einer Schwimmmöglichkeit in Zu Fußdistanz möglich ist, ausreichend Spielplätze; Sportplätze und Hundezonen vorhanden sind. Urban Gardening bietet nicht nur sinnvolle Freizeitbeschäftigung für Jung und Alt sondern auch die Möglichkeit Leute aus der näheren Umgebung kennenzulernen. Auch Kulturgenuß in der Nähe sollte nicht motorisiert möglich sein. Notwendig dazu Grätzlzentren, von Autos befreite Plätze, wo Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen, auch solche, die ohne Konsumation nutzbar sind. Kultur im öffentlichen Raum, Musik im Cafe, kleine Kinos und Theater wären besser als Cineplexx Monster bei Riesen Einkaufszentren, die oft schlecht ohne Auto erreichbar sind. Auch kann mit einer Eintrittskarte, wo automatisch eine Gratis Öffikarte inklusive ist, ein Anreiz geschaffen werden diese auch zu nutzen.
Der Verkehrs Club Österreich VCÖ spricht sich gegen eine Lobau-Autobahn aus und nennt folgende Alternativen…
„Unter anderem soll das Konzept eines S-Bahnrings rasch umgesetzt werden. In einer S-Bahn in Doppeltraktion können rund 980 Personen transportiert werden. Beim aktuellen Besetzungsgrad von Autos im Frühverkehr – in 100 Pkw sitzen 110 Personen – ersetzt eine einzige S-Bahnfahrt fast 900 Autofahrten. Völlig vernachlässigt wird derzeit im Ballungsraum Wien das Potenzial von Radschnellverbindungen, wie sie etwa im Ruhrgebiet, im Großraum London oder in der Großstadtregion Kopenhagen forciert werden. Dank E-Bikes sind mit guter Radinfrastruktur auch Distanzen von 10 bis 15 Kilometer gut bewältigbar. Ein relevanter Teil der Autofahrer sind auch Radfahrer und für den Umstieg auf das Fahrrad motivierbar, betont der VCÖ.
„Die Diskussion um den Lobautunnel erinnert an das AKW Zwentendorf. Befürworter des Atomkraftwerks argumentierten mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten und malten Horrorszenarien an die Wand. Heute besteht in Österreich ein parteiübergreifender Konsens gegen Atomkraftwerke. Die Lehre aus Zwentendorf ist, dass es erstens Alternativen gibt, die zweitens nicht nur nachhaltiger, sondern auch deutlich kostengünstiger sind. Gleiches gilt für den Lobautunnel“, stellt VCÖ-Experte Gansterer abschließend fest.“
aus: VCÖ: Lobautunnel ist antiquierte Antwort auf zukünftige Herausforderungen
Als wichtigsten Hebel für effektiven Klimaschutz sehen die VertreterInnen der Klimabewegung den Verkehr. Greenpeace, Fridays for Future und Klimavolksbegehren fordern deshalb „den Ausbau von Öffis, Rad- und Fußwegen, das Aus für den Lobau-Tunnel und die dritte Flughafenpiste sowie eine „Autofreie Innenstadt“.“ aus: Presseaussendung vom 15.10.2020
Verkehr verlagern – Bahn, Bim und Bus
Verkehr den man nicht durch Aktive Mobilität (Zu Fuß gehen, Radfahren, mit Lastenrad transportieren) ersetzen kann sollte man versuchen soweit wie sinnvoll möglich zu verlagern.
Neben dem Ausbau des Angebots und der Verdichtung der Intervalle, sicheren und bequemen Stationen in ausreichender Dichte, kann auch mit dem Preis, vor allem mit verbilligten Jahreskarten ein Anreiz zum Umsteigen geschaffen werden:
Viel motorisierter Individual Verkehr ließe sich sicher schon ganz einfach reduzieren, wenn die Öffentliche Hand endlich klimaschädliche Subventionen im Verkehrsbereich stoppen würde:
Statt Trennmauer – Öffiknoten S10 mit 26er Bim
Veröffentlicht am von Jutta Matysek in Aktionen, Berichte, Demos, Hintergrundinformationen, News, Veranstaltungen
Wie mit vergleichsweise wenig Aufwand viel für die Umwelt und die ohne Auto mobilen Menschen getan werden könnte hat das Lobau Forum heraus gearbeitet:
Werfen wir einmal einen Blick auf das Gewerbegebiet Stadlau bei der Straßenbahn Station 26:
Betroffen – von der Trennmauer Autobahn – ist die nördliche Stadtereweiterung in der Donaustadt, speziell das Stadtentwicklungsgebiet rund um den Marlen-Haushofer-Weg, die Pogrelzstraße und Leopold-Kohr-Straße. Das Gebiet liegt an der Linie 26 sowie an der Laaer Ostbahn und hat keinen Zugang zum Gewerbegebiet Stadlau.
Eine S10 auf der Laaer Ostbahn hätte das Potential einer 2. Schnellbahn Stammstrecke; mit einer Haltestelle an eben diesem neuralgischen Knotenpunkt mit der Linie 26. Ein Neubau einer S-Bahn Haltestelle an dieser Stelle, könnte zu gleich einen barrierefreien Übergang zum Gewerbegebiet Stadlau möglich machen.
Die Stadtverwaltung muss handeln und mit der ÖBB das Projekt gemeinsam umsetzen!
Um der Autoverkehrshölle in der Donaustadt etwas entgegen zu setzen bedarf es mutiger Lösungen.
Z.B. die Wiedereröffnung der 2010 zugesperrten Linie auf der Laaer Bahn (S10) von der Erzherzog-Karl-Straße Richtung Norden, die parallel zur A23 Südosttangente verläuft.
Mehrere neue Stationen könnten sowohl große alte und neue Siedlungen sowie Gewerbegebiete erschließen. Auch die S-Bahn-Verbindung nach Floridsdorf wird dadurch möglich. Mit Zubringern wie Straßenbahnen, Bussen, Radwegen etc. würden zwischen Erzherzog-Karl-Straße und Süßenbrunn mehrere zehntausend Menschen eine hochrangige Verkehrsanbindung erhalten.
Erhöhung des Taktes der S80, die heute nur alle 30 Minuten fährt. Wiedereröffnung der aufgelassenen Stationen Lobau und Hausfeld. Verlängerung nach Raasdorf als Angebot an die Pendlerinnen und Pendler.
Der projektierte Ausbau der Strecke zwischen Meidling und Hütteldorf soll einerseits auch zur Vorortelinie (S45) vom Süden her verbinden, andererseits muss er durchlässig für Fußgeher/innen und Radfahrer/innen werden (Tieflage) – und nicht nur autogerecht sein (Hochlage).
Verlängerung der S45 bis zum Praterkai, womit sie mit der S80 verbunden werden könnte.
Erhöhung der Frequenzen der Linien ins Umland einschließlich der Zubringer, um für Pendlerinnen und Pendler den Umstieg auf die Bahn attraktiv zu machen.
Schlagwörter: S1 Spange, Stadtautobahn, Stadtstrasse, Verkehrsalternativen