Eine große Chance vertan: A23 Südosttangente für mehr Verkehr hergerichtet statt rückgebaut

In einem Presse Artikel wird das Ende von drei Jahren Baustellen auf der A23 Südosttangenten Hauptfahrbahn gefeiert.

Finde den Fehler. Richtig geraten: Während andere Städte – wie die Millionenstadt Seoul – die Zeichen der Zeit erkannt haben und – Raumplanungssünden der Vergangenheit – ihre zerstörerischen Stadtautobahnen, wenn sie baufällig werden, endlich abbauen und so den Weg für Lebensqualität und Stadtteilvernetzung frei machen, feiert man sich hierzulande ab dafür Klimaanheizung, Feinstaub und Stickoxidvermehrung für viele weitere Jahre verlängert zu haben. Nicht nur das, mit der „Stadtstrasse Aspern“ genannten Autobahn wird der Südosttangente eine Verlängerung mitten durch Wohn- und Erholungsgebiete gebaut, um sie noch attraktiver zu machen. Die Südosttangente ist die am stärksten befahrene Autobahn Österreichs. Je mehr (vor allem LKW)Verkehr auf ihr fährt, desto mehr Mauteinnahmen für die Asfinag, die als Aktiengesellschaft Gewinn machen muss. Die Asfinag, die zu 100 Prozent dem Staat gehört also uns Allen.
Die Asfinag, die hier für uns Greenwashing vom Feinsten betreibt: Ein „Naherholungsgebiet“ und ein Hamsterschutzgebiet an der Autobahn schafft sie. Wir sind gerührt. Ist sie jetzt zu einer Umweltschutzorganisation geworden?

Oder will sie nur vergessen machen, dass für die Stadtstrasse Aspern, die ebenfalls geplante S1 Spange, eine Lobau-Autobahn und eine S8 Marchfeldschnellstraße (für alle die laufen nach wie vor die Genehmigungsverfahren!) viel viel mehr Bäume getötet und riesige Naturflächen und Lebensräume hochgeschützter Arten wie Feldhamster, Ziesel, Triel, und und und zerstört werden sollen? Bzw. im Falle der Stadtstrasse gerade vernichtet werden? Aber die Bäume, die sie jetzt neben der Autobahn pflanzen will? Die Vermutung liegt nahe, dass hier, wo Feinstaub und Stickoxide, Lärm und Erschütterungen in Zukunft, wenn A23 und ihre Verlängerungen baustellenfrei durchgehend befahrbar wären, alle Rekorde brechen werden, Keiner wohnen oder arbeiten will. Und sich diese Gründe daher schlecht für Wohnungen oder Bürogebäude lukrativ verwerten ließen. Sind es vielleicht gar gesetzlich vorgeschriebene Ersatzpflanzungen zu denen die Asfinag oder die Stadt Wien verpflichtet wurde, weil sie andererorts massiv geschlägert hat, die man uns hier als „man schafft euch ein Naherholungsgebiet“ verkauft?

Und der Hamsterlebensraum? Für Feldhamster (und Ziesel) als prioritär geschützte Art gilt nicht nur allerhöchster Schutz des Individuums sondern auch Lebensraumschutz. Dass heißt eine Fläche die von Feldhamstern besiedelt ist DARF nach EU Gesetzgebung gar nicht zerstört werden. Eine Hamsterschutzzone einzurichten ist daher gesetzlich vorgeschrieben und nicht etwa ein Gnadenakt. In Hischstetten bei den Baustelle der Stadtstrasse hat die Asfinag und die Stadt Wien den Hamsterlebensraum übrigens zerstört. Die Stadt Wien kannte für Feldhamstern und Zieseln auch neben den Heeresspitalflächen in Floridsdorf kein Pardon dort wurden Wohnhäuser hingebaut und die Tiere zur Flucht gezwungen indem man ihre Lebensräume strittweise unbrauchbar gemacht hat. Die EU hat einmal mehr gegen Österreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet.


Aber der Verkehr? Der wird doch jetzt weniger, wenn die Baustellen auf der A23 „zu Ende“ sind? Nein. Wie überall auf der Welt – von der Verkehrswissenschaft bestätigt – wird der Verkehr – nach einer kurzen Zeitspanne, vielleicht ein halbes Jahr? – wo er vielleicht ein klein wenig besser fließt – viel mehr zunehmen bis? Ja genau, bis es wieder staut. Warum? Wenn die Autofahrenden glauben, dass man hier besser fahren kann, werden sie das verstärkt tun. Bis es nicht mehr geht. Weil sie hier so Viele geworden sind, dass sie wieder im Stau stehen. Wer jetzt glaubt, mit weiteren Spuren wäre dieses Problem zu lösen – das hat noch nie langfristig funktioniert. Genausowenig, wie man Gewichtsprobleme lösen kann, indem man weiter macht wie bisher und bei jedem neuerlichen Zunehmen eine größere Hose kauft. Stattdessen muss man ein gesünderes Leben führen. Weniger essen.
Für die Verkehrsplanung heißt das: Anreize schaffen um weniger Auto zu fahren. Weniger Straßen oder gar Autobahnen bauen, sondern öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradwege und Fußgängerinfrastruktur ausbauen bzw. attraktivieren. Für die Südosttangente gäbe es als Entlastung eine Schnellbahnlinie S80 die genau parallel verläuft, aber zur Zeit nur im Halbstunden (!) Takt geführt wird und die bei Stationen wie Lobau, Hausfeldstrasse gar nicht mehr stehen bleiben darf, obwohl hier großer Bedarf besteht und in Zukunft – weil massiv Wohnbevölkerung zuzieht – noch größerer zu erwarten ist.

In Seoul hat der Abbau der Stadtautobahn bewirkt, dass der Verkehr nachher sogar flüssiger war als vorher. Und dass der Fluß der durch die Autobahn unterirdisch verbaut verlaufen musste freigelegt werden konnte und ein riesiges Naherholungsgebiet – wie ein grünes Band durch die Stadt – geschaffen werden konnte.

Dazu braucht es: Mutige Politiker:Innen, die es wagen überfällige Entscheidungen zu fällen und das weiter-wie-bisher das uns direkt in den Abgrund Klimakollaps und Umweltzerstörung führt zu durchbrechen. Und eine Bevölkerung, die sich eine – defacto – Regentschaft durch die Autolobby nicht mehr gefallen läßt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert