KLIMAPROTEST AM FREITAG: STOPPT DIE ANGRIFFE AUF DIE KLIMABEWEGUNG WANN? Freitag, um 14.1.2022 15 Uhr
WO? Lichtenfelsgasse neben dem Rathaus
WIESO? Im Dezember schickte die Stadt Wien Klagsdrohungen an rund 50 Klimaaktivist*innen, um diese einzuschüchtern. Die Drohungen an die beiden Jüngsten wurden zwar zurückgenommen, die restlichen sind allerdings weiterhin aufrecht. Gleichzeitig wird seit Monaten Hass und Hetze gegen unsere Bewegung verbreitet, auch von hochrangigen SPÖ und FPÖ-Mitgliedern. Das gipfelte zu Silvester in einem Brandanschlag auf die besetzte Baustelle an der Hirschstettner Straße, bei der acht jugendliche Aktivist*innen fast ums Leben kamen. Wir fordern die sofortige Rücknahme der demokratiefeindlichen Drohungen und eine klare Verurteilung des Brandanschlages. Wir sind bereit, mit der Stadt Wien Gespräche zu führen, allerdings muss dafür auf unsere Forderungen eingegangen werden.
Klimaschutz ist kein Verbrechen, Brandanschläge schon! Bitte mit FFP2-Maske kommen und Abstand halten! Unterschreiben, Demonstrieren, Spreaden : Trotz eines riesigen öffentlichen Aufschreis kriminalisiert die Stadt Wien die Lobaubleibt Bewegung nach wie vor und hat ihre Klagsdrohungen gegen Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen nicht zurückgenommen. Mit der Petition gegen die Drohungen zeigen wir, wie viele Menschen hinter den Aktivist*innen stehen! https://mein.aufstehn.at/petitions/burgermeister-ludwig-keine-klage-gegen-klima-aktivist-innen? Lasst uns gemeinsam 20.000 Stimmen gegen die Klagsdrohungen am Freitag um 15 Uhr ins Rathaus bringen! https://www.facebook.com/events/783395989252542/
Erdbergstrasse 192, 1030 Wien gut erreichbar mit der U3 Station Erdberg (Ausgang Nottendorfer Graben)
In der Umweltverträglichkeitsprüfung des, als „Stadtstrasse Aspern“, geplanten defacto Autobahnprojekts gab es die Auflage in den Nachtstunden und am Wochenende nicht zu bauen. Um sich dieser Auflage zu entledigen hat die Stadt Wien ein UVP Änderungsverfahren eingereicht. Sie will sich eine Genehmigung verschaffen die Anrainer:innen monatelang – rund um die Uhr – mit Lärm und Erschütterungen quälen zu können.
Die Betroffenen wehren sich und haben gemeinsam mit BürgerInitiativen und der Umweltorganisation VIRUS Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht Bvwg erhoben. Am 11.1 gibt es dazu die Vehandlung (Einlaß 8.30, Beginn 9 Uhr)
Im Gericht darf nicht fotografiert oder gefilmt werden. Deshalb haben wir vor Beginn der Verhandlung vor dem Gebäude eine Mahnwache als politische Versammlung polizeilich angemeldet um sichtbar zu machen, dass das wir gegen die geplante Stadtstrasse sind. Wir sagen: Stopp Stadtstrasse! Ja zu umweltfreundlicher Mobilität! Klimaschutz jetzt!
Wichtig: Bitte Masken aufsetzen und Abstände halten. Den Eingang zum Gericht frei halten.
Stadtstrasse?
Der Klimakollaps ist in vollem Gange, Klima- und Bodenschutz überfällig, dennoch will die rotpinke Stadtregierung nach wie vor eine 4 – 6 Spurige „Stadtstrasse Aspern“ mitten durch Wohn- und Erholngsgebiete im 22.Bezirk treiben.
Mit dieser defacto Autobahn will Bürgermeister Ludwig und Verkehrsstadträtin Sima die Seestadt Aspern mit der – ohnehin schon vollen – Südosttangente A23 verbinden.
Das, obwohl die Seestadt Aspern als Verkehrsberuhigte Smart City geplant ist. Wo als Ziel 40% Öffis, 40% Rad&Zufußgehen und nur 20% motorisierter Individualverkehr festgeschrieben ist.
Das, obwohl die Seestadt mit U2 und Schnellbahn S80 hochrangigst erschlossen ist. „Neben erstklassiger öffentlicher Anbindung mit zwei U-Bahn-Stationen, einem Bahnhof, sieben Buslinien aus allen Himmelsrichtungen und künftig auch zwei Straßenbahnlinien gibt es zahlreiche Mobilitätsangebote, die den Verzicht aufs eigene Auto leicht machen.“ (https://www.aspern-seestadt.at/wirtschaftsstandort/planung__wirklichkeit/mobilitaet)
Wozu will die Stadt Wien dann mit „Stadtstrasse“ und einer ebenfalls geplanten „S1 Spange Seestadt“ zwei Autobahnen hinbauen, mit eigener Autobahnabfahrt? Will man damit einen Anreiz schaffen, dass sich die Bewohner:innen der Stadtneubaugebiete erst recht wieder mehr Autos anschaffen und auf die Südosttangente fahren?
Auch die anderen geplanten Stadterweiterungsgebiet der Donaustadt brauchen diese Autobahnen sicher nicht, sie können viel besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen werden. Und: Wer will schon an einer Autobahn leben?
Die alten Ortskerne und die schon bestehenden Staßen des niedrigrangigen Verkehrsnetzes erwartet beim Bau sicher keine langfristige Entlastung. Vor allem auch nicht, weil die Stadt Wien – trotz dem Nein der Klimaministerin – nach wie vor vehement auf die Errichtung der Nord-Süd Transitschneise Lobau-Autobahn und auf die Ost-West Transitschneise nach Bratislava drängt..
Weitere Infos auf www.lobau.org und der Seite von Hirschstetten-retten und lobaubleibt! und vor allem in den Presseaussendungen der Umweltorganisation VIRUS. Hier die vom 17.Dez. 2021Presseaussendungen der Umweltorganisation VIRUS
Rehm: Stadtstraßen-Bescheid nach Beschwerden nicht rechtskräftig
Skandal um Aberkennung aufschiebender Wirkung erfordert unverzügliches Handeln der belangten Behörde
Wien (OTS) – Wie die Umweltorganisation VIRUS bekannt gibt, hat sie Beschwerde gegen den UVP-Änderungsbescheid der Stadtstraße Aspern erhoben. UVP-Experte Wolfgang Rehm „Dadurch ist dieser Bescheid nicht rechtskräftig geworden und wird sich das Bundesverwaltungsgericht damit zu befassen haben. Gemäß Antragsstellerin ist dieser Änderungsbescheid zwingend erforderlich.“
Damit sollten durchgehende Nacht und Wochenendarbeiten durchgesetzt werden die im Originalbescheid extra per Auflage verboten worden waren. Dementsprechend würden neben VIRUS auch die Donaustädter Bürgerinitiativen „Hirschstetten Retten“ und „Netzwerk Verkehrsregion Wien NÖ“, vertreten durch Rechtsanwalt Mag. Schachinger, diesen Bescheid bekämpfen. Problem sei dass nach aktuellen Stadtstraßen-Planungen mehrfach die brandneu ausgebaute Marchegger Ostbahn und die relativ neue U2 gequert werden müsse „Dass man jetzt nach jahrelangem Verfahren draufgekommen ist, dass alles ganz anders gemacht werden müsse als geplant gewesen und verspätete Detailuntersuchungen bei der U2 zur Umstellung zwangen kann nur als miserable Planung der MA28 bezeichnet werden,“ so Rehm. Der von der Wiener Landesregierung beschlossene Bescheid zeige eine für Kenner wenig überraschende aber dennoch erschreckende Ignoranz, mit der nicht nur die vorbringen der Parteien sondern auch Teile der von der belangten Behörde selbst bestellten bauwirtschaftlichen Gutachters ignoriert worden sei, die die Analyse bautechnischer Alternativen bemängelt hatten. „So viel selektive Wahrnehmung muss man den Herrschaften einmal nachmachen“, kritisiert Rehm. In der Öffentlichkeit noch wenig bekannt sei eine im Zusammenhang ab Sommer geplante Sperre eines weiteren Teils der U2. „Das würde bedeuten dass die momentan mit viel Selbstlob ausgestatte Seestadt 9 Wochen von ihrer immer noch einzig nennenswerten ÖV Verbindung abgeschnitten würde, auch weil in den letzten 15 Jahren die Hausaufgaben in der Donaustadt noch nicht gemacht worden sind und es etwa die Verlängerung der Straßenbahnlinie 25 immer noch nicht gibt“, kritisiert Rehm.
Besonders skandalös am bekämpften Beschied sei die eilfertige Aberkennung der gesetzlich vorgesehenen aufschiebenden Wirkung durch die belangte Behörde. „Das ist grundsätzlich möglich aber dafür braucht es zwingend eine begründete Abwägung öffentlicher Interessen als auch Gefahr im Verzug, beides hat die Behörde nicht geliefert, so Verfahrens- Experte Rehm. Nun müssten die Beschwerden die auch diese Aberkennung bekämpfen abseits des sonstigen procedere unverzüglich an das Bundesverwaltungsgericht zur Eil-Entscheidung über die aufschiebende Wirkung weitergeleitet werden. „ Wir werden sehen ob die Wiener Behörden dem Gesetz Genüge tun oder in einer politisch aufgeheizten Stimmung Gesetzesbruch begehen“, so Rehm. Derzeit sei der Bescheid noch vollstreckbar, wie absehbar und im Verfahren vorgebracht seien aber die in Aussicht genommenen Fenster für Streckensperren ambitioniert gewesen und die erforderliche Vergabe der Bauaufträge noch nicht erfolgt.
Hier muss sich die Wiener Stadtregierung jetzt etwas überlegen, am besten im Dialog mit allen, denen zukunftsfähige und klimagerechte Verkehrskonzepte und echter Verkehrsentlastung interessiert sind, so Rehm.“
Sehr lesenswerter Artikel von Reinhard Seiß in „Die Presse“ vom 08.01.2022 Seite: 33 Ressort: Zeichen der Zeit
Österreich, Abend
Wohl noch nie zuvor hat ein verkehrspolitisches Thema hierzulande…
Wohl noch nie zuvor hat ein verkehrspolitisches Thema hierzulande dermaßen die Gemüter erhitzt wie der geplante Straßenausbau im Nordosten Wiens. Spätestens mit dem mutmaßlichen Brandanschlag auf das Camp der Projektgegner werden Erinnerungen an die Eskalation rund um die Proteste gegen das Donaukraftwerk Hainburg Mitte der 1980er-Jahre wach, die eine Zeitenwende markieren sollten. So richtig Fahrt aufgenommen hat der aktuelle Konflikt mit der vorjährigen Ansage der Grünen Verkehrs- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Österreichs Autobahn- und Schnellstraßenausbau – jahrzehntelang ein vom Bund bezahltes Wunschkonzert für Landespolitiker – kritisch zu hinterfragen. Mit dem Ergebnis, dass sie gleich mehrere Projekte, weil nicht mehr zukunftstauglich, stoppte.
Aufschreie aus allen Lagern waren und sind die Folge, insbesondere von den Befürwortern der sogenannten Lobau-Autobahn an der Grenze Wiens zu Niederösterreich. Neben Autofahrerklubs und Wirtschaftskammer tobt auch der Wiener Bürgermeister der selbst ernannten Umwelt- und Klimamusterstadt Wien. Ein Widerspruch? Nicht aus politischer Sicht! Michael Ludwigs Haltung ist typisch für Österreichs Nachhaltigkeitsstrategie: Klimaschutzmaßnahmen, die niemandem wehtun oder sogar neue Profitmöglichkeiten erschließen, werden ergriffen. Solche hingegen, die in Wirtschaft und Gesellschaft Ablehnung befürchten lassen – auch weil sie solitär anstatt eingebettet in ein ganzes Maßnahmenbündel diskutiert werden -, kommen kaum über das Stadium von Sonntagsreden hinaus. „Raus aus dem Beton! Raus aus dem Asphalt!“, lautet etwa das Motto der Wiener Planungs- und Verkehrsstadträtin Ulli Sima, die „eine klimaschonende Mobilität für alle, die auch ohne Besitz eines eigenen Autos auskommt“, als ihr großes Ziel nennt. Doch empfand sie allein schon die ministerielle Ankündigung, den im Nationalpark Donau-Auen geplanten Lobau-Tunnel nochmals zu prüfen, als „Horrornachricht“. Denn für die einstige Umweltaktivistin und spätere Umweltstadträtin ist ein durchgehender Autobahn- und Schnellstraßenring um Wien herum Voraussetzung für die weitere – aus ihrer Sicht nachhaltige – Stadtentwicklung im 22. Bezirk. Will die laut eigenem Dafürhalten weltbeste Metropole, die sich mit einer Internationalen Bauausstellung gerade dieses Jahr wieder als Maß aller Dinge präsentiert, tatsächlich der Weltgemeinschaft weismachen, dass Klimaschutz und weiterer Autobahnbau unter einen Hut passen, ja am Ende sogar einander bedingen?
Wer meint, Österreich stehe im EU-Vergleich klima- und verkehrspolitisch ohnehin gut da, der irrt. Laut Verkehrsclub Österreich sorgen wir mit unserer Mobilität für die – hinter Luxemburg – zweithöchsten Verkehrsemissionen pro Kopf und liegen damit rund 50 Prozent über dem EU-Schnitt, ein Drittel über dem Wert Deutschlands und drei Viertel über jenem von Schweden. Während der CO2-Ausstoß des Verkehrs seit den 1990er-Jahren in der EU um rund 25 Prozent zugelegt hat, ist er in Österreich um 60 Prozent gestiegen.
Wenig überraschend korrelieren diese Zahlen mit jenen im Straßenbau: So ist unser Autobahn- und Schnellstraßennetz eines der dichtesten Europas, seit 1995 von 1800 auf heute 2260 Kilometer gewachsen, wobei viele Abschnitte zusätzlich von vier auf sechs oder gar acht Spuren verbreitert worden sind – während das Schienennetz weiter geschrumpft ist. Im selben Zeitraum stiegen der Anteil des Autoverkehrs am Gesamtverkehr von 40 auf 48 Prozent und die durchschnittliche Tagesdistanz eines Autofahrers von 29 auf 36 Kilometer. Vor allem weil sich seit den 1990er-Jahren die Abwanderung von Geschäften, Arbeitsplätzen oder auch öffentlichen Einrichtungen aus den Zentren an die nur automobil erreichbaren Ränder – genehmigt und gefördert von der Politik – noch dramatisch verschärft hat.
Dabei wird niemand behaupten, dass wir Mitte der 1990er-Jahre nicht bereits genügend Autos gehabt hätten und damit überall bequem hingekommen wären. Doch stößt sich das Gros unserer Landsleute keineswegs daran, dass das Gros unserer Politiker seither mit jährlich mehr als einer Milliarde Euro den Autobahn- und Schnellstraßenausbau vorangetrieben hat und auch künftig vorantreiben möchte: jene Art von Politikern, die seit 1992 diverse, teils völkerrechtlich verbindliche Klimaschutzabkommen unterzeichnet und bricht, aber Fridays-for-Future-Aktivisten mit Schadenersatzklagen droht; jene Art von Politikern, die kein Geld erübrigen will, damit Alte und Kranke in einem der reichsten Länder der Welt angemessen gepflegt werden können – sich dafür aber um Pendler aus reichen Speckgürtelgemeinden sorgt und auf eine soziale Verträglichkeit verkehrspolitischer Entscheidungen pocht.
Weil hier schon viel von Wien die Rede war und noch weiter sein wird, sei erwähnt: Abseits der Bundeshauptstadt ist es oft noch schlechter um die Verantwortung der Entscheidungsträger für unsere Zukunft bestellt. Als verkehrspolitischer Hardliner unter den Bundesländern ist Niederösterreich zu sehen, wo der Straßenbau meist rein auf politisches Geheiß erfolgt, unbeeinflusst von fachlichen Bedenken. Davon zeugen eine Unzahl sinn- und geschmackloser Kreisverkehre, Österreichs wohl überflüssigste Autobahn quer durch das Weinviertel und nicht zuletzt aberwitzige Projekte gegen den Willen von regionaler Wirtschaft und Bevölkerung – wie jenes einer Waldviertelautobahn, das selbst hierzulande schwer zu argumentieren war. Konsequenterweise hat auch kein anderes Bundesland sein – im Falle Niederösterreichs überdurchschnittlich dichtes – Schienennetz so grundlegend ruiniert. Das stellen die Verantwortlichen in St. Pölten freilich anders dar. Der heutige Landtagspräsident, Karl Wilfing, behauptete in seiner Zeit als Verkehrslandesrat glatt, man habe nach der Schweiz den besten öffentlichen Verkehr der Welt. Dass Niederösterreich mit 654 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner knapp nach dem – historisch bedingt vom Eisenbahnbau vernachlässigten – Burgenland den höchsten Motorisierungsgrad aller Bundesländer aufweist, schien ihn nie zu beirren.
Auch wenn andere Bundesländer heute ein glaubwürdigeres Engagement für den öffentlichen Verkehr zeigen, so finden sich zwischen Rheintal und Neusiedler See dennoch kaum Volksvertreter, die wirksame Maßnahmen zur direkten Reduzierung des Autoverkehrs wagen – etwa einen Rückbau überzogener Fahrbahn- und Parkplatzkapazitäten. Es bleibt der „Wahlfreiheit der Bürger“ überlassen, ob sie sich für optimal ausgebaute Straßen oder aber für das suboptimale, vielfach indiskutable Angebot auf der Schiene entscheiden. Gern berufen sich Politiker auf unser liberales, demokratisches System, sie wollen „den Bürgern nicht vorschreiben, wie sie unterwegs sind“. Sie tun es trotzdem, und zwar so, dass viele, die täglich ins Auto steigen, es gar nicht bemerken.
Die Verteidiger des „Systems Auto“
Maßgeblich für dieses verkehrspolitische „Denken“ sind freilich auch wirtschaftliche Interessen. Die Autoindustrie und ihre Zulieferer, die Erdöl- und Energiebranche, die Transport- und Logistiksparte sowie die Rohstoff- und Bauindustrie wissen ihr politisches und ökonomisches Gewicht einzusetzen, um unsere staatstragende, wenngleich ruinöse Wachstumsphilosophie auch im motorisierten Straßenverkehr aufrechtzuerhalten. Die Liste der Verteidiger des „Systems Auto“ ist freilich noch länger und reicht vom Handel mit seinen billigen und bequemen Standorten an Autobahnknoten und Kreisverkehren bis hin zu der mit allen genannten Profiteuren verbundenen Finanzwirtschaft. Selbst die Medienbranche hat hier keine neutrale Position: Wenn die größte Bankengruppe des Landes sowohl Miteigentümer an Österreichs bedeutendstem (Tief-)Baukonzern als auch an namhaften Printmedien ist, ist es unwahrscheinlich, dass Letztere – noch dazu gegen die Interessen potenter Inserenten – Stimmung gegen den Autobahnbau machen.
Und die Experten? Wie ernst zu nehmen ist die Automobilismuskritik von Stadt- und Raumplanern, Landschafts- und Verkehrsplanern, in deren Kreisen es heute als selbstverständlich gilt, unversiegelten Böden, vitalen Ortszentren und einer urbanen Stadt der kurzen Wege, unabhängig vom privaten Autos, das Wort zu reden? Was ist ihr Beitrag zu einer dringend nötigen Verkehrswende? Immerhin liefern sie die planerischen Grundlagen dafür, auf welchen Wegen wir zu welchen Zielen fahren. Hunderte von laufenden Großbauprojekten zeigen: Mehrheitlich schwimmt die Planerzunft nach wie vor mit dem Strom – und bedient sich in Sachen Klimaschutz derselben (Selbst-)Täuschungspraktiken wie die Politik. Da wäre etwa die blauäugige oder aber verlogene Hoffnung, dass der technische Fortschritt oder der gesellschaftliche Wandel von morgen die Probleme von heute löst. Dies hätte den angenehmen Effekt, dass wir so weitermachen können wie bisher. Doch dass die Bürger ihr Verkehrsverhalten von sich aus grundlegend ändern, ohne dass Politik und Planung die dafür maßgeblichen rechtlichen und finanziellen, baulichen und verkehrlichen Strukturen ebenso fundamental ändern, ist Illusion. Warum sollten die Bewohner der Schlafstädte im Nordosten Wiens auf ihre Autos verzichten, wenn man ihnen zusätzliche Schnellstraßen errichtet und sie mit Pendlerpauschale, steuervergünstigten Dienstwägen und kostenlosen Firmenparkplätzen weiterhin zur täglichen Autofahrt gen Süden in die Gewerbegebiete im niederösterreichischen Speckgürtel ermuntert?
Ähnlich illusorisch und doch auch unter Fachleuten beliebt sind jene Heilsversprechen, wonach die Nebenwirkungen des Automobilismus durch dessen technologische Weiterentwicklung zu beseitigen wären. Geforscht wird somit nicht nach Alternativen zum Auto, gesucht wird das alternative Auto! Auf Platz eins liegt hier im Moment das E-Auto. Dass der Strom dafür keineswegs immer nachhaltig und CO2-neutral gewonnen wird, ist nur eine gern übersehene Schattenseite dieses Hoffnungsschimmers. Rein gar nichts ändert die vierrädrige Elektromobilität an den stadt- und landschaftszersetzenden Effekten des Autoverkehrs: an der Suburbanisierung und Zersiedlung, am immensen Bodenverbrauch für Straßen und Parkplätze, an der Dominanz der Karossen im öffentlichen Raum zulasten anderer Verkehrsteilnehmer – oder auch zulasten nicht verkehrlicher Freiraumnutzungen, insbesondere in den dicht bebauten Zentren. Dieselbe Fehleinschätzung liegt dem Hype um autonomes Fahren oder um Telematik im Verkehr zugrunde, der von lukrativen, steuergeldfinanzierten Forschungs- und Entwicklungsaufträgen für Wissenschafter wie auch Großkonzerne genährt wird. Und ein weiteres Trugbild ist die nirgends genauer definierte „Smart City“, in die sich unsere autogerechten Städte wundersamerweise verwandeln sollen.
Politiker können mit derlei Verheißungen, die allesamt nicht mehr in ihrer Amtszeit eingelöst werden müssen, suggerieren, dass Verkehrswende und Klimaschutz keineswegs Umkehr oder gar Verzicht bedeuten müssen, sondern, ganz im Gegenteil, sogar zu einem Geschäftsmodell werden können. Journalisten wiederum sind leichter für futuristische Computeranimationen zu begeistern als für die immer selben Mahnungen, dass unsere Raubbaugesellschaft mindestens einen Schritt zurück machen müsste. Ein Blick zurück, um zu sehen, was seit den 1970er-Jahren aus all den angekündigten Quantensprüngen im Verkehr geworden ist, und inwieweit diese das konventionelle Auto ablösen konnten, würde den nicht enden wollenden Mobilitätsvisionen rasch ihren Zauber nehmen.
In Politik wie Fachwelt verbreitet ist auch die separierte Betrachtung von Problemen, die den Umgang damit deutlich einfacher macht. So meint man etwa in Wien, der autodominierten Stadtentwicklung wie auch dem Klimawandel eine Wendung zu geben, indem man die eine oder andere Einkaufsstraße zur Fußgänger- oder Begegnungszone umgestaltet. Gleichzeitig aber errichtet man in den Außenbezirken vierspurige Straßen und stattet weiterhin so gut wie jede Neubauwohnung mit einem Tiefgaragenplatz, dafür aber mit viel zu wenig Radabstellplätzen aus. Den Bewohnern im Speckgürtel wiederum, erst recht jenen im ländlichen Raum, gesteht man nach wie vor zu, ohne zwei Autos pro Haushalt kein würdiges Leben fristen zu können. Und wenn sie dann auf ihren Wegen in die Stadt im Stau stehen – sei es freiwillig, weil die Bahn nicht denselben Komfort bietet wie ein SUV, sei es unfreiwillig, weil die Bahn zu langsam, zu selten oder gar nicht mehr fährt -, ist irgendwann keine andere Lösung mehr vorstellbar als doch noch eine weitere Autobahn. Nichts anderes bezweckt der sogenannte Regionenring mit all seinen Verzweigungen: Er soll die Ostregion noch autogerechter machen. Dass Wien der vehementeste Befürworter dieses Schnellstraßenrings ist, obwohl er die Zahl von heute rund 200.000 Pendlern, die täglich per Auto in die Stadt kommen, noch weiter steigern wird, zählt zu den mannigfachen Schizophrenien in Verkehrspolitik und -planung.
Haarsträubende Gutachten
Mit der Evaluierung der unsäglichsten Straßenbauprojekte hat Ministerin Gewessler nur das gemacht, was seit den 1990er-Jahren bei allen größeren Bauvorhaben gesetzlich vorgesehen ist: deren Umweltverträglichkeit zu prüfen. Doch wurde das dafür gedachte Instrument nur selten ernsthaft angewandt – ja, wie der jüngst aufgedeckte Skandal in der Steiermark zeigt, sogar systematisch missbraucht. Allenthalben rechtfertigen willfährige Raum-, Landschafts- und Verkehrsplaner gemeinsam mit dienstbeflissenen Fachbeamten durch oft haarsträubende Gutachten politische Wunschprojekte. Bei besonders „wichtigen“, sprich: problematischen Vorhaben erfindet die öffentliche Hand teils sogar Gründe, warum es in diesen Ausnahmefällen gar keine Umweltverträglichkeitsprüfung brauche. Vielleicht ist der aktuelle Aufschrei der Autobahnbefürworter auch deshalb so laut, weil ihr jahrzehntelanges umweltpolitisches Spiegelfechten nun seine Glaubwürdigkeit verlieren könnte. Warum soll eine Schnellstraße durch ein geschütztes Feuchtgebiet plötzlich nicht mehr nachhaltig sein, obwohl die eigenen Experten sie für bedenkenlos hielten? Wie meinte etwa Bürgermeister Ludwig gegenüber der Ministerin? Wien habe schon vor 20 Jahren ein Klimaschutzprogramm gestartet – ihm brauche also niemand erklären, was Klimaschutz sei!
Unser beliebtes schwarzes T-shirt mit dem grünen Frosch, der die Autobahn zerreißt und Platz schafft für klimafreundliche Mobilität, ist wieder zu haben!
In neuem Design, der Frosch hat einen Sprung nach vorne gemacht Richtung umweltfreundlicher Zukunft. Im Mittelpunkt weiterhin der sympathisch-universelle Spruch „Hier kommt keine Autobahn“ mit dem das Shirt gegen alle geplanten Autobahnen tragbar ist 🙂
Sie sind nicht nur sehr angenehm zu tragen, sondern haben sich auch als gute Möglichkeit gezeigt mit Interessierten in Gespräch zu kommen…hehehe
Wir können Euch in unisex Format die Größen S, M, L, XL anbieten, Als coole Möglichkeit auch im Winter seine Meinung via Shirt in die Öffentlichkeit zu tragen hat sich erwiesen eine große Größe zu nehmen und es z.B.: über dem Pullover, als oberste Schicht zu tragen.
Der Aufdruck ist Siebdruck auf hochwertiger Biobaumwolle von der österreichischen Firma Guter Stoff. Die Leibern kosten im Einkauf 14 Euro. Die Leiberln wurden uns von einem großzügigen Unterstützer finanziert, dass heißt, was ihr uns dafür gebt können wir zu 100% in den Kampf gegen die geplanten Autobahnen und für eine zukunftsfähige Mobilität stecken!!! Wir sind mitten in zahlreichen Rechtsverfahren, müssen Gutachten und Anwaltskosten finazieren, Infomaterial drucken, wollen Protestcamps und -Aktionen fortführen können und und und ..wir brauchen wirklich genau jetzt einfach Geld um die drohenden Transitschneisen zu verhindern.
Wenn euch unser herrlich unprofessionelles Werbetextlein überzeugt hat und ihr auch Leibern haben wollt, dann schreibt uns gerne, an welche Adresse, ihr wieviele, in welcher Größe, geschickt haben wollt und spendet bitte was euch möglich ist an:
Es war die wichtigste Nachricht am Freitag: Alle Aktivist*innen konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen und blieben unverletzt. Mit dem Gedanken im Hinterkopf: Es hätte auch anders ausgehen können. Unsere Stärke wird gerade neuerlich unter Beweis gestellt: Der Zusammenhalt der Klimabewegung und die ungebrochene Solidarität aus der Bevölkerung sind Grundsteine unseres Erfolges und unserer Ausdauerkraft. Deswegen rufen wir für 2.1.2022 zu einer Mahnwache neben dem Ort des Brandanschlages auf: Sichtbar und vielfältig, schockiert und entschlossen zugleich werden wir uns der Gewalt solidarisch entgegenstellen.
Wir werden uns nicht einschüchtern lassen, weder durch diesen Brandanschlag noch durch die Klagsandohungen der Stadt Wien, sondern weiter gegen die drohende Stadtautobahn und die anderen geplanten Autobahnen protestierten. Klimaschutz jetzt! Lobau bleibt!
Mit dieser Presseaussendung hat die Lobaubleibt! Bewegung, der auch die BI Rettet die Lobau angehört, den Brandanschlag verurteilt.
Jutta Matysek Sprecherin der BI Rettet die Lobau – Natur statt Beton: „Wir sind schockiert über den Brandanschlag vom 31.12.auf den Witterungsschutz von uns Autobahngegner:innen in der Hischstettenstrasse. Unsere Solidarität gilt vor allem den acht betroffenen Jugendlichen (zwischen und 16 und 18 Jahre alt) die sich zum Glück unverletzt retten konnten. Wer auch immer diese unfassbare Tat begangen hat, muss gewusst haben, dass sich darin Menschen befanden denn es war Licht zu sehen und Gespräche und Musik zu hören. Unser großer Dank gilt den Einsatzkräften von der Feuerwehr, die den Jugendlichen beim Löschen geholfen haben, wodurch das Feuer rasch besiegt werden konnte und der Polizei, die gleich vor Ort war und unverzüglich mit den Untersuchungen begonnen hat. Bei der Spruensicherung wurde der von dem/den Täter/n verwendete Brandbeschleuniger sichergestellt.
Unbegreiflich ist für uns, dass Bürgermeister Michael Ludwig als Kommentar dazu nur „ein rechtsfreier Raum in einer Stadt ist kein Vorteil“ einfällt. (vergl.: https://twitter.com/LobauRe…/status/1476980382356721668…). Beim letzten Terroranschlag in der Innenstadt hat er noch ganz andere Worte gefunden. Die Frage dräng sich auf: Ist ein Anschlag auf Klimaschützer:innen für ihn weniger zu verurteilen, weil sie gegen eine von ihm gewollte Stadtautobahn demonstrieren?“